„SPASS IM GRAS“

Eine besondere Art offener Jugendarbeit

Seit 1997 gehört „Spaß im Gras“ zu den Neusser Sommerferien. Klaus Winkels und Alex Rohde organisieren das Projekt.

VON CARSTEN PFARR

Die zwei Köpfe des „Spaß im Gras“-Orga-Teams: Alex Rohde (links) begleitet die Sommerferienfreizeit seit 18 Jahren, Klaus Winkels (rechts) seit mittlerweile 23 Jahren. NGZ-Foto: Anja Tinter

Die zwei Köpfe des „Spaß im Gras“-Orga-Teams: Alex Rohde (links) begleitet die Sommerferienfreizeit seit 18 Jahren, Klaus Winkels (rechts) seit mittlerweile 23 Jahren. NGZ-Foto: Anja Tinter

NEUSS | Tagelange Hitze, stundenlanger Starkregen – weder das eine, noch das andere konnte in den vergangenen Jahren den „Spaß im Gras“ unterbinden. Und selbst während der Corona-Pandemie schallt Kinderlachen über die Bezirkssportanlage Grimlinghausen, auf der das offene Zeltlager erneut aufgeschlagen wurde. Die Sommerferienfreizeit findet seit 1997 statt. Und seither übernimmt Klaus Winkels, Leiter des Kinder- und Jugendzentrums Kontakt Erfttal, federführend die Organisation. Seit mittlerweile 18 Jahren weiß er Alex Rohde, Leiter des Malteser Kinder- und Jugendzentrums in Grimlinghausen, an seiner Seite. „Es ist eine Teamaufgabe“, sagt Winkels, der zusammen mit Rohde und der Unterstützung vieler fleißiger Helfer Jahr für Jahr ein spannendes Programm für die jungen Neusser auf die Beine stellt.

Angefangen hat alles mit der Idee des Jugendamts, eine offene Zeltstadt mit täglichen Angeboten für die Kinder zu schaffen, erzählt Winkels. Etwa 60 Kinder hatten 1997 bei „Spaß im Gras“ teilgenommen. Mittlerweile ist das offene Zeltlager ein fester Bestandteil der Sommerferien der Neusser Schüler. Vor etwa zehn Jahren gab es „den großen Boom“, erinnert sich Rohde. Da knackte die Teilnehmerzahl die 100er-Marke. 2019 waren es 130 Kinder, die meistens über die gesamten zwei Wochen blieben. Dazu kommen die Tagesbesucher – täglich 20 bis 30 Stück, so Rohde. In der Regel begleiten insgesamt 30 Betreuer, zur Hälfte Ehrenamtler und zur anderen Hälfte Honorarkräfte, die Teilnehmer. Mancher Betreuer war früher selbst mal Teilnehmer.

„Wir sind froh über dieses routinierte Team – sonst wäre das alles nicht machbar“, sagt Franz Beering-Katthagen, Geschäftsführer vom SKM Neuss. „Das Team muss 24 Stunden parat sein. In dem Zeltlager ist immer etwas los.“ Für ihn ist „Spaß im Gras“ eine „schöne Tradition“, die wichtig für die Jugend ist. Das Zeltlager bringe alles zusammen, was Klaus Winkels‘ Tun auszeichnet, ergänzt der SKM-Vorstandsvorsitzende Philip Benning: „großes Improvisations- und Organisationstalent, Menschenkenntnis, ständige Ansprechbarkeit, Führungsgeschick und hohes pädagogisches Fachwissen.“ Weiter erklärt er, dass die Stadtranderholung vor allem Kindern aus Familien zugute komme, die in den Ferien keine langen Reisen antreten oder anderweitige Beschäftigungen finden können. Benning lobt die „erprobten Tagesprogramme innerhalb des Zeltlagers“.

Zum offenen Zeltlager gehört, dass die Kinder sich frei den Gruppen zuordnen und dann die Angebote flexibel wahrnehmen können. „Wir sind auch außerhalb der Ferien vor Ort und wissen, was die Jugendlichen interessiert“, sagt Klaus Winkels. Das sportliche Angebot umfasst diverse Ballsportarten, Klassiker wie das Tretautofahren sowie zunehmend populärere Spiele wie „Cornhole“. Sogar Raftingtouren werden angeboten. An kreativen Stationen wird getöpfert, mit Holz gearbeitet oder gemalt. Wer Theater und Rollenspiel zu schätzen weiß, kann an „Pen and Paper“-Runden teilnehmen oder eine Show (mal Comedy, mal Theater) vorbereiten, die schließlich vor den Teilnehmern aufgeführt wird. „Wir haben viel Technik vor Ort und dadurch viele Möglichkeiten“, sagt Winkels. Das Material stammt aus den zwei Kinder- und Jugendeinrichtungen. Jedes Jahr gibt es neue Angebote. Die Resonanz der Kinder zeigt, was erneut angeboten werden sollte.

In diesem Jahr war jedoch alles anders: eine geringere Teilnehmerzahl, verschärfte Hygieneregeln und ein angepasstes Tagesprogramm, dass kurzerhand erstellt wurde. So musste allerdings die von den Teilnehmern heiß geliebte Übernachtung wegfallen – und damit auch das abendliche Lagerfeuer samt  Gesang. Für das kommende Jahr erhofft sich das Orga-Team wieder die alte Normalität. „Jedes Jahr ist anders“, sagt Klaus Winkels und blickt auf über zwei Jahrzehnte „Spaß im Gras“ zurück. „Wichtig ist, dass alle Spaß haben. Uns macht es ja auch Spaß.“ Und daran konnten noch keine Hitze und kein Regen etwas ändern. Und besonders glücklich ist Winkels, wenn die Kinder im Folgejahr wiederkommen. Das zeige, wie sinnvoll und gefragt diese Art offener Jugendarbeit doch ist.


Info

Das offene Zeltlager „Spaß im Gras“ 2020

Zeitraum  Das Zeltlager erfolgte in den ersten zwei Ferienwochen und endet heute, Freitag, 10. Juli.
Teilnehmer  Nur 40 Kinder konnten dieses Jahr gleichzeitig teilnehmen. Die Anmeldung war obligatorisch, die Übernachtung fiel aus.
Unterstützung  Das diesjährige „Spaß im Gras“ ist eine Kooperation des Jugendamts der Stadt Neuss mit dem Kinder- und Jugendzentrum Kontakt Erfttal des SKM Neuss sowie dem Malteser Kinder- und Jugendzentrum Grimlinghausen. Die Stadt stellte für das Projekt 15.500 Euro bereit. Die Teilnahme kostete zehn Euro täglich.


Artikel von Carsten Pfarr,  Fotos: Anja Tinter, NGZ  09.07.2020